Lexie & Addison

Ich atmete tief durch. Es war verdammt lang her, dass ich dieses Krankenhaus mal in Ruhe hatte betrachten können. Schon von hier konnte ich die geschäftigen Ärzte in ihren Kitteln über die Brücke laufen sehen. Sie stellten Diagnosen, retteten Leben, zerstörten andere Leben und schlugen sich so gut es ging mit ihren privaten Problemen herum, die eigentlich auf der Arbeit nichts zu suchen hatten. Doch die meisten Probleme wurden durch unsere Arbeit verursacht. Man lernt die Menschen, die man liebt auf der Arbeit kennen, kann seinem Privatleben in diesem Krankenhaus nicht entkommen.
Seufzend strich ich mir das Haar zurück, straffte meine Schultern und setzte meinen Weg, mit ein paar anderen Menschen in Innere des Gebäudes fort. Ein paar waren Assistenzärzte, das konnte ich aus ihren gezwungenermaßen verfolgten Gesprächen schlussfolgern, ein paar waren schon einbisschen länger hier. Ich kannte sie trotzdem nicht. Ich hatte sie vor ein paar Tagen schonmal gesehen, als ich bei Richard gewesen war um meinen Vertrag zu unterschreiben. Aber ich würde jetzt sicherlich noch mehr Gelegenheit bekommen sie kennenzulernen.
Mit einer Gruppe Assistenzärzte betrat ich das Gebäude, sah mich tief durchatmend um und lief dann zum Fahrstuhl, um hoch zu den Zimmern der Oberärzte zu kommen und mich umzuziehen. Im ersten Stock stieg eine junge hübsche blonde Ärztin ein. Ich nickte ihr zur Begrüßung zu und starrte dann wartend zu Boden. Im nächsten Stock allerdings kam jemand dazu, dessen Stimme ich nur zu gut kannte. Vorsichtig sah ich auf. Alex Carev stand mit dem Rücken zu mir, hatte sich zu der Blondine gebäugt und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie ließ ihn abblitzen. Ich musste schmunzeln. Es hatte sich nicht viel verändert.
Im dritten Stock drängelte ich mich kurz an Alex vorbei, schmunzelte in mich hinein und suchte mir wenig später meinen Spint, an dem ich mir meinen Kittel anzog und mein Stethoskop um den Hals legte. Ein kurzer Blick in den Spiegel verrriet mir, dass ich mich auch kaum verändert hatte. Jedenfalls nicht äußerlich. Vorsichtig strich ich über meinen Bauch und betrachtete ihn. Vielleicht würde es in Seattle besser werden als in L.A. Ich würde wenigstens Sam nicht mehr über den Weg laufen. Und hier drohte mir von keinem Mann Gefahr. Mein Exmann ist glücklich mit einer anderen Frau und meine... ich weiß nicht... Exaffäre... Exfreund...sowas in der Art... hat ebenfalls eine Freundin. Also kann ich mich hier voll und ganz auf meine Arbeit konzentrieren. Und das brauche ich.
Lächelnd reckte ich das Kinn in die Höhe und trat auf den Flur. Ich liebte meinen neuen, alten Job schon jetzt.

Ich rannte schnell durch die Lobby und schlitterte in den nächsten Aufzug. Ich war fast zu spät zur Visite. Als ich aus dem Aufzug trat, dachte ich für einen Augenblick, ich hätte Addison Montgomery gesehen..aber das konnte ja nicht sein. Sie arbeitet doch in L.A. Ich schüttlete den Kopf, ging schnell zu meinem Spint, zog meinen Kittel an und legte mir das Stethoskop um den Hals. Danach lief ich los.

Leise vo rmich hinpfeifend lief ich zum Schwesternthresen und begrüßte ein paar alte Bekannte, bevor ich mir die Akten für die Visite schnappte, um sie noch einmal durchzugehen. Das rege Treiben eines Krankenhauses hatte ich vermisst, das musste ich schon zugeben. Doch es lenkte mich auch ab. Immer wieder sah ich hoch, beobachtete ein paar Menschen und schmunzelte. Es war schön wieder hier zu sein. Mit jedem Moment, den ich hier war, wurde mir das bewusster. Als ich Miranda an mir vorbei laufen sah, im Schlepptau ein paar Assistenzärzte, überlegte ich einen Moment, folgte ihnen dann aber. Ich wollte sehen, was die Ärzte der Zukunft hier wohl neuerdings zu bieten hatten.

Dr. Bailey führte uns ins nächste Zimmer und guckte mich auffordernd an. Schnell schaute ich auf die Akte und begann. " Ähm..das ist Luzie Anderson. Sie hat ein Akustikusneurinom, den man allerdings frühzeitig erkannt hat und man ihn somit leicht entfernen kann. Die OP ist für heut Abend vorgesehen." Bailey nickte mir zu: "Bleiben sie bei ihr Dr. Grey. Überprüfen sie ihre Werte und bereiten sie für die OP vor." Dann verließ sie das Zimmer.

Ich lächelte Miranda zu, als sie mit ihren Assistenten den Raum verließ und trat neben Lexie Grey. Ich warf einen Blick auf die Akte.
"Ein Akustikusneurinom? Einseitig oder Beidseitig? Wird Dr. Shepherd operieren?", fragte ich und lächelte der Patientin freundlich zu.

Ich drehte mich zu Dr. Montgomery. "Einseitig. Natürlich wird er das! Für Luzie gibt es nur das Beste", antwortete ich lachend. "Aber..was machen Sie denn hier? Nicht, das ich mich nicht freue, sie zu sehen..aber ich dachte, Sie arbeiten in L.A.? Was ist denn passiert?" Fragend schaute ich Sie an.

Ich seufzte leise, lächelte aber.
"Auch L.A. hat nicht viel mehr zu bieten als Seattle.", erwiderte ich und zwinkerte Ms. Anderson verschwörerisch zu.
"Vor allem, was die Männer angeht hat Seattle die besseren Karten. Also arbeite ich wieder hier und habe meine alte Station zurück."
Mein Blick glitt wieder zu Dr. Grey.
"Und Sie? Immer noch Assistentin? Haben Sie sich schon spezialisiert? Versucht Dr. Sloan Sie für die Plastische zu begeistern?"

Ich lächelte ihr zu. "Schön, Sie wieder hier zu haben, Dr. Montgomery. Nein, ich habe mich noch nicht spezalisiert..Die Auswahl ist auch echt gut. Oh ja, Dr. Sloan hat es versucht. Und er lässt auch nicht locker.." Ich schaute zu Ms. Anderson und seufzte leise.

Ich musterte die kleine Schwester meiner größten Widersachererin und legte eine Hand auf ihren Rücken. Ich verabschiedete mich von Lexies Patientin und schob Lexie nach draußen.
"Lassen Sie sich nicht vonDr. Sloan überreden.Die Plastische ist furchtbar langweilig, solange man nicht auf straffe Schenkel, faltenlose Haut und große Brüste geht. Für Mark also der perfekte Job. Aber Ihnen würde ich etwas Anspruchvolleres empfehlen.", erklärte ich lächelnd.

Ich schaute entschuldigend nach hinten zu Ms. Anderson, ließ mich aber ohne weiteres rausschieben. "Danke, aber ich hatte nicht unbedingt vor zur Plastischen zu gehen..Es ist nur..Er lässt einfach nicht locker. Manchmal hab ich das Gefühl, er verfolgt mich regelrecht..Ich seh ihn in Joe's Bar, in der Notaufnahme, im OP, einfach überall..!" Ich schüttelte leicht verzweifelt den Kopf.

Ich runzelte die Stirn und lächelte verwirrt.
"Vielleicht bin ich zu alt, aber... freut man sich in einer Beziehung nicht, wenn einem der Mann hinterherläuft? Zumal, wenn es um einen Mann wie Mark geht."
Früher hatte er das auch bei mir getan. Nur hatte ich es damals nicht gewollt. Vielleicht war ich aber auch jetzt nur neidisch, weil er sich eine Andere gesucht hatte und ich an ihn meine letzte Hoffnung auf ein Baby heftete. Ich durfte nicht so unfair sein und würde ihn mir aus dem Kopf schlagen müssen.

"Beziehung?" Ich schaute Dr. Montgomery verblüfft an. "Sie meinen, ich und Dr. Sloan? Zusammen? Als Paar? Wie kommen Sie denn darauf??"

Ich stutzte.
"Ich, ehm..."
Verlegen brachte ich ein Lächeln zu stande.
"Mir...mir war so, wenn ich ehrlich bin."
Hatte Mark mich angelogen? Das sähe ihm überhaupt nicht ähnlich und er hätte eigentlich auch gar keinen Grund dazu.
Ich wurde wieder ernst.
"Sie sind...nicht zusammen? Kein Pärchen?", versicherte ich mich noch einmal.

"Nein. Kein Pärchen..", erwiderte ich immernoch verwundert. Wie kam sie denn darauf? Ich war schon leicht verwundert, dass Dr. Sloan mir andauernd "nachläuft", aber das jetzt jemand denkt, wir wären ein Paar? Das ist langsam echt merkwürdig..

Ich musste mir ein kleines Lächeln verkneifen. Das würde das erste sein, auf was ich ihn ansprechen würde. Mir brannten auch Lexie gegenüber noch ein paar Fragen auf den Lippen, aber ich schluckte sie hinunter.
"Vielleicht sollten Sie mich mal in der Gynäkologie besuchen. Vielleicht ist das ja was für Sie.", lenkte ich lächelnd ab, nahm mir eine Krankenakte und studierte sie kurz.

Eigentlich wollte ich jetzt schon gern wissen, warum sie denkt, Dr. Sloan und ich wären ein Paar, aber ich schluckte die Frage runter. "Ähmm..das würde ich sehr gerne."

Ich lächelte kurz.
"Dann gehen Sie doch nachher zu Dr. Bailey, setzen Sie sie von ihrem Wunsch in Kenntnis und wir sehen uns spätestens morgen bei der Visite. Vielleicht habe ich auch die ein oder andere OP für sie."
Ich zwinkerte leicht.
"Und sagen Sie auch Dr. Sloan Bescheid. Ich bin gespannt wie er seine Niederlage einsteckt."

Ich lächelte zurück. "Danke! Ich werde Dr. Bailey und...Dr. Sloan sobald es geht Bescheid sagen!" Ich freute mich wirklich darauf, mit Ihr zusammen zu arbeiten. Endlich mal etwas Neues! Nicht mehr nur die Allgemeine oder die Plastische. Ich denke, es wird mir sehr gefallen und ich werde Spaß daran haben. Mein Lächeln wurde mit der Zeit immer breiter.

Schmunzelnd klappte ich meine Akte zu.
"Und morgen möchte icherfahren wie sehr Sie mit ihrer Entscheidung Dr. Sloans Ego gekränkt habe.", flüsterte ich ihr zu, zwinkerte und wandte mich ab.
Vielleicht würde Seattle doch noch einiges zu bieten haben.

Ich lachte kurz auf und sah ihr nach. In Gedanken war ich schon bei dem Gespräch mit Dr. Sloan. Aufeinmal hörte ich ein lautes Piepsen aus Luzie's Zimmer. Erschrocken drehte ich mich um und im gleichen Moment hörte ich eine Schwester "Herzalarm! Herzalarm in Zimmer 184!" Ich rannte sofort hinein.

Miranda Bailey

Sie sah auf, als ihr Pieper sich meldete und fluchte leise.
"Mitkommen.", befahl sie ihren Assistenzärzten, entschuldigte sich bei dem Patienten, bei dem sie gerade angekommen waren und lief zurück zu Zimmer 184. Dr. Greystürmte kurz vor ihr ins Zimmer und Miranda stieß sie ein bisschen unsanft zur Seite.
"Machen Sie, dass sie wegkommen, Dr. Grey. Hatte ich Ihnen nicht gesagt, dass Sie bei der Patientin bleiben sollen?", fuhr die kleine Stationsärztin Lexie an.
"Dr. Avery? Beginnen Sie mit der Herzmassage."
Mirandas Blick ging zurück zur kleinen Grey.
"Raus mit Ihnen.", befahl sie.

"Aber..", fing ich an, unterbrach mich jedoch sofort. Es war Bailey, sie duldete keine Widerrede.
Leicht enttäuscht war ich schon, aber ich gab mir auch die Schuld. Anstatt mit Dr. Mongomery zu quatschen, hätte ich auf meine Patientin achten sollen..Langsam verließ ich den Raum.

Meredith Grey

Sie sah auf, als sie Bailey herumschreien hörte und wollte ich eigentlich schon wieder abwenden, als sie Lexie erkannte. Mit ihrer Akte vor der Brust trat sie neben ihre Schwester.
"Na? Hat der Nazi seine Peitsche rausgeholt?", fragte sie leise und stieß ihre Schwester sanft an der Hüfte an.

"Ja..",erwiderte ich ebenso leise. "Aber ich denke, ich hab es auch verdient. Anstatt auf meine Patienten aufzupassen, habe ich mich mit Dr. Montgomery unterhalten.." Ich seufzte auf.

Meredith Grey

Sie runzelte die Stirn und sah Lexie nun direkt an.
"Dr. Montgomery? Dr. Addison Montgomery? Die Exfrau meines Freundes? Lexie, sowasmusst du mir sofort sagen.", tadelte sie ihre kleine Schwester und ließ die Krankenakte sinken.
"Das tut sie hier? Seit wann ist sie wieder da?"